Profile, Gruppen, Kanäle und Bots, die Missbrauchsdarstellungen von Minderjährigen zum Kauf oder Tausch anboten, zeichneten sich durch eine hohe Dynamik aus. Besonders auffällig war dies bei solchen, die bereits im Profilbild oder in sogenannten Stories5 entsprechende Inhalte zu Werbezwecken veröffentlicht hatten – viele dieser Profile waren nur wenige Minuten nach ihrer Entdeckung nicht mehr erreichbar. Ob die Deaktivierung durch Telegram selbst oder durch die Profilinhaber:innen erfolgte, ließ sich nicht feststellen. Auffällig war jedoch, dass in kurzer Zeit nahezu identische Profile mit minimalen Änderungen, etwa im Profilnamen, neu erstellt wurden.
Pädokriminelle nutzen auch bei Kindern und Jugendlichen beliebte Plattformen, um auf Telegram-Profile und Links hinzuweisen, die zu Inhalten sexualisierter Gewalt führen. Sie posten solche Links bei Diensten wie TikTok und Instagram in Profilbeschreibungen oder Kommentaren. Häufig lassen weder die verwendeten Begriffe noch die Gestaltung der Profile für Außenstehende erkennen, welche Inhalte sich hinter den Verlinkungen verbergen. Dadurch können Nutzer:innen, die den Links folgen, ungewollt mit Missbrauchsdarstellungen konfrontiert werden – wie im Fall eines TikTok-Profils, das mit „hottest content“ für einen Telegram-Kanal warb
Telegram löscht nur strafrechtlich relevante Inhalte – risikoreiche Vernetzungen und explizite Profilnamen bleiben online
Der Messenger-Dienst Telegram spielt eine zentrale Rolle bei der Verbreitung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Nutzer:innen teilen dort strafrechtlich relevante Darstellungen, bieten diese zum Tausch oder Kauf an und tragen zur erneuten Viktimisierung Betroffener bei. Verlinkungen zu solchen Inhalten finden sich auch auf kinder- und jugendaffinen Plattformen wie TikTok und Instagram.
Während im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit mit dem INHOPE-Verbund alle strafrechtlich relevanten Inhalte innerhalb von 48 Stunden entfernt wurden, reagierte Telegram selbst nur in wenigen Fällen auf Meldungen entwicklungsbeeinträchtigender oder jugendgefährdender Inhalte. Darunter fallen beispielsweise Profile, die keine expliziten Bilder oder Videos beinhalten, bei denen sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige aber durch andere Text- und/oder Bildelemente erkennbar wird.
Seit kurzem läuft ein Ermittlungsverfahren gegen den Gründer der Plattform Pawel Durow, der sich u. a. dem Vorwurf stellen muss, zu wenig gegen die Verbreitung sexualisierter Gewalt und die Vernetzung von pädokrimineller Nutzer:innen bei Telegram zu tun.
1 https://telegram.org/faq#f-was-ist-telegram-was-kann-man-hier-machen, abgerufen am 31.07.2024.
2 Telegram-Bots sind Anwendungen, die so eingerichtet sind, dass sie automatisiert mit anderen Nutzer:innen interagieren und einfache Kommunikationsaufgaben wie beispielsweise die Bereitstellung von Informationen übernehmen können.
3 In private Kommunikation hat jugendschutz.net keinen Einblick, der Fokus dieser Sichtung lag auf öffentlichen Inhalten.
4 https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2022/JIM_2023_web_final_kor.pdf, S. 33f, abgerufen am 27.08.2024.
5 In Telegram Stories können Nutzer:innen Videos oder Foto posten, die zeitlich begrenzt im Profil für andere Kontakte sichtbar sind. Danach wird der Story-Beitrag automatisch gelöscht, außer er wird in der Galerie gespeichert.