Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche tritt online in großer Bandbreite auf. Das Internet erleichtert den Zugang, dient als Treffpunkt für Pädosexuelle und macht eine unkomplizierte Anbahnung von Kontakten zu Minderjährigen möglich. Bei der Verbreitung von Darstellungen sexualisierter Gewalt spielen auch kommerzielle Aspekte eine große Rolle.
Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen kursieren im Netz in unterschiedlichen Ausprägungen. Sie zeigen u. a. explizite sexuelle Handlungen, sexualisierte Posen oder voyeuristische Szenen, die heimlich aufgezeichnet wurden. Durch moderne Kommunikationstechnik können Darstellungen so einfach wie nie zuvor verbreitet, abgerufen und dokumentiert werden. Jeder Aufruf eines solchen Inhalts verletzt erneut die Rechte der dargestellten Kinder und viktimisiert sie.
Bilder und Videos von Kindern bei alltäglichen Aktivitäten, auf dem Spielplatz, am Strand oder beim Sport werden im Netz für sexuelle Zwecke missbraucht. Pädosexuelle teilen sie auf pornografischen Angeboten, versehen sie in Social Media mit sexuellen Kommentaren oder stellen Favoriten und Playlists (Wiedergabelisten von Videos) mit sexualisierenden Titeln zusammen. Alltagsbilder finden sich aber auch auf Profilen und in Foren, die dezidiert für die Verbreitung von Missbrauchsabbildungen genutzt werden.
In Deutschland arbeitet jugendschutz.net bei der Bekämpfung von Darstellungen des sexuellen Missbrauchs mit dem BKA, den Beschwerdestellen von eco und der FSM sowie der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) zusammen. Eine Vereinbarung regelt die Bearbeitung und Auswertung der Fälle, über Ergebnisse unterrichtet die Bundesregierung jährlich das Parlament.
Damit der sexualisierten Gewalt im Netz auch international die Plattform entzogen wird, kooperiert jugendschutz.net im INHOPE-Verbund mit Meldestellen aus über 40 Ländern. Fälle werden an die jeweiligen Partner abgegeben, um schnell Abhilfe zu schaffen. Die Arbeit der beteiligten Hotlines orientiert sich an dem gemeinsamen Code of Practice.
jugendschutz.net ist Partner des Projektes Arachnid. Es basiert auf einer Technologie, die es ermöglicht, bereits bekannte illegale Darstellungen der sexualisierten Gewalt gegen Minderjährige automatisiert zu bearbeiten und zu verhindern, dass Abbildungen eines sexuellen Missbrauchs wieder und wieder hochgeladen werden. Hierzu vergleicht die Plattform digitale Fingerabdrücke (Hashwerte) der Bilder, die bei den beteiligten Hotlines gemeldet wurden mit einer Datenbank.
Minderjährige werden im Netz immer wieder gezielt angesprochen und zu sexuellen Handlungen überredet oder gedrängt. Die Anbahnung zu solchen Taten wird als Cybergrooming bezeichnet. Den Täter: innen geht es z.B. darum, intime Fotos oder Videoaufnahmen ihrer Chatpartner:innen zu erhalten oder sie bei einem realen Treffen sexuell zu missbrauchen. Selbst wenn sexuelle Übergriffe „nur“ online stattfinden und es nicht zu realen Treffen kommt, können die Belastungen für Betroffene immens sein. Cybergrooming kann überall dort auftreten, wo online kommuniziert wird, z.B. in Social-Media-Diensten, Messengern und Onlinespielen. Bei Kindern werden dabei vor allem deren Unbedarftheit und das mangelnde Risikobewusstsein ausgenutzt. Täter:innen können fremde Erwachsene und Jugendliche sein, aber auch Personen aus dem persönlichen Umfeld von Kindern.
Für sexualisierte Posendarstellungen inszenieren Täter:innen Minderjährige als Sexobjekte. Körperhaltung, Bekleidung, Accessoires und Styling haben dabei einen sexuellen Bezug. So posieren Kinder z. B. in transparenter Unterwäsche, mit Handschellen oder deuten sexuelle Handlungen an. Dabei vermittelt die Kamera durch spezielle Perspektiven sexuelle Verfügbarkeit oder bedient voyeuristische Vorlieben.